Montag, 16. Oktober 2017

Isabella Archan: Helene geht baden

- ein rabenschwarzer Krimi.

Taschenbuch, 300 Seiten
Conte Verlag, 1.September 2014

Krimi und Komik - geht das? Isabella Archan verbindet geschickt einen spannenden Kriminalfall, in der ein schreckliches und grausames Verbrechen begangen wird, mit komischen Elementen und außergewöhnlichen Erzählperspektiven, die die Tat erträglich machen. Eine Kostprobe - der Beginn:

"Sie sitzt auf einem Ast und versucht, mit Hilfe ihrer Gedanken den dünnen Zweig zu bewegen. Tatsächlich wippen die Blätter leicht auf und ab. Das könnte natürlich auch am Wind liegen. Moni ist zwar tot, aber nicht blöd." (S.11)

Worum geht es?
Moni ist ermordert worden und ihre Seele beobachtet, wie ein Jogger ihre übel zugerichtete Leiche findet. Auf ihrem Bauch finden sich Schnitte, die wie ein Jägerzaun aussehen. Gestorben ist sie am Blutverlust, gequält wurde sie nicht am Ufer des kleinen Sees im Park, an dem sie gefunden wird, sondern in ihrer Wohnung.

Die Ermittlungen übernehmen Peter Kraus, Spitzname: alter Rocker, und die junge Kommissarin Willa Stark - gebürtig aus Graz, das Fräulein Ösi. Dort löste sie einen spektakulären Fall, der auch europaweit Interesse erzeugt hat. Die Publicity nahm man der jungen Kriminalinspektorin übel und sie wird zur Außenseiterin. Deshalb hat sie das Angebot Interpols angenommen an einem länderübergreifenden Entführungsfall mitzuhelfen. Und ist in Köln gestrandet und geblieben, wo sie beginnt, sich heimisch zu fühlen. In dem Gerichtsmediziner Harro deNärtens hat sie einen guten Freund gefunden. Trotz zahlreicher Spuren kann der Fall Moni nicht gelöst werden...

Die zweite Protagonistin ist die junge Helene, die Baden über alles liebt und sich dieser Wonne fast täglich hingibt, beobachtet vom Rentner Fritz, der sein einsames Dasein mit Spannen fristet.
An einem Abend beobachtet er Schreckliches gegenüber und verhindert einen weiteren Todesfall. Das, was er sieht, verändert Helenes und sein Leben nachhaltig und beschert Willa neue Ermittlungen, da der Fall dem Monis gleicht. Wird es der jungen Grazerin, deren Onkel Willi vor Jahren einen Mord im Affekt begangen hat, gelingen den mysteriösen Messermann zu finden?

Bewertung
Die außergewöhnliche Erzählperspektive zu Beginn des Kriminalromans hat mich neugierig gemacht und das grausame Verbrechen aus der Sicht der unbeteiligten "Seele", die ganz neutral und schmerzfrei ihren Körper betrachtet, ist so distanziert dargestellt, dass auch zart Besaitete es gut ertragen können. Die Außenperspektive tritt mehrfach im Roman auf - mit dem gleichen Effekt.
Die ehrgeizige Ermittlerin Willa Stark, eine fast klassische Einzelgängerin, ist sehr sympathisch und erfrischend. Das Team bleibt blasser, außer der Gerichtsmediziner, aber im Mittelpunkt soll neben dem Opfer die Grazerin stehen.
Die Handlungsweise Helenes nach dem Überfall ist schwer nachzuvollziehen, als langjährige Krimileserin und Tatort-Liebhaberin aber nicht unwahrscheinlich. Psychologisch lässt sich das "unvernünftige" Handeln sicherlich erklären.
Die Motive des Täters werden nur angedeutet, doch auch er bleibt als Figur glaubhaft. Das Ende ist spannend und gut konzipiert - dramaturgisch gut umgesetzt.

Eine klare Lese-Empfehlung!