- eine herrlich britische Satire.
Gebundene Ausgabe, 248 Seiten
Kiepenheuer & Witsch, 18. Februar 2016
Isabel Bogdan arbeitet als Übersetzerin u.a. von Jane Gardam und Jonathan Safran Foer. Umso neugieriger war ich auf "Der Pfau" und muss sagen, dass meine Erwartungen in keinster Weise enttäuscht wurden.
Ich musste so oft beim Lesen herzhaft lachen - ein herrlich komischer Roman, skurril und mit einem Paukenschlag am Ende.
Inhalt
"Einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er auch nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Mal alles, was blau war und glänzte, für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt." (S.7)
Schon der erste Satz lässt vermuten, dass in diesem Roman einige ungewöhnliche Ereignisse stattfinden - auf dem sehr abgelegenen Anwesen der McIntoshs am Fuße der schottischen Highlands, auf dem sich Pfauen, eine Gans und der Hund Albert tummeln. Der Altphilologe Hamish und die Ingenieurin Fiona haben schon vor längerer Zeit beschlossen die Cottages ihres Anwesens, wie das Waschhaus oder das Gärtnerhäuschen an zahlende Gäste zu vermieten, um einen Teil der horrenden Kosten zu decken. In dem einst luxuriösen Haus ist es im Winter eisig kalt ist, Heizung und Elektrik sind veraltet und auch der Wasserdruck in den sanitären Einrichtungen lässt zu wünschen übrig. Unterstützt werden sie von Aileen, der Putzfrau, sowie Ryszard, dem Mann für alles, der auch noch einen Gemüseladen betreibt.
Im September sind die Bakshis zu Gast, ein charmantes älteres Ehepaar, das die Ruhe genießt, aber einen blau glänzenden Wagen fährt, auf den sich eben jener verrückte Pfau stürzt und erheblichen Schaden anrichtet. Die beiden Ehepaare nehmen die Angelegenheit mit Humor, die Versicherung wird für den Schaden aufkommen und zur Entschädigung seien sie im nächsten Jahr eingeladen.
Im November reist das Management der Investmentabteilung einer Londoner Privatbank an, samt Chefin, Köchin und einer Psychologin. Arbeitsprozesse sollen verbessert, ein Team geschaffen werden. Der Westflügel wird auf Hochglanz gebracht, dabei bricht sich jedoch unglücklicherweise Aileen den Arm, so dass die kostbare Hilfe ausfällt.
Während Köchin Helen und die Motivationspsychologin Rachel alles zauberhaft finden, ist Liz, die Chefin, von der einfachen Ausstattung und dem mangelnden Luxus schockiert - ohne es sich anmerken zu lassen.
Der seiner Chefin gegenüber devote Bernanrd kommt ebenso wenig mit der Situation zurecht und David ist zu schüchtern, um etwas zu sagen.
"Bernard nörgelte weiter, es habe ihm niemand gesagt, dass sie sich die Zimmer teilen müssten, und dann auch noch so was, also wirklich, Etagenbetten, aus dem Alter seien sie ja nun wahrhaftig raus, und im Übrigen sei es lausig kalt. David sagte nicht viel, wie meistens." (S.43)
Andrew vermisst seine Frau und hat keine Lust auf die "Spiele" der Psychologin, nur der 60 -jährige Jim behält kontinuierlich seine gute Laune, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, macht aber sein Ding.
So verläuft die erste Arbeitssitzung mit der Psychologin eher holprig, doch zumindest gehen die Banker höflich miteinander um.
Am nächsten Morgen entdeckt der Lord, dass der Pfau den blau glänzenden Wagen der Chefin beschädigt hat und beschließt kurzerhand ihn zu erschießen. Um die Gäste nicht zu beunruhigen, tut er dies im Wald, versteckt das Gewehr und lässt den Pfauen schweren Herzens zurück.
Nach dem Aufstehen beschließen die Banker gemeinsam mit ihrer Chefin und deren Hund Mervyn in eben jenem Wald spazieren zu gehen.
"Mervyn streifte, wie Hunde es eben tun, durchs Unterholz, entfernte sich ein wenig von den Menschen, folgte seine Nase und fand den toten Pfau. Kurz war er verwirrt, denn er hatte nicht gemerkt, dass dies ein Jagdausflug war, er hatte keinen Schuss gehört, aber er roch ihn ja eindeutig, und ein noch warmer, erschossener großer Vogel musste selbstverständlich apportiert werden, der Setter kannte seine Pflichten." (S.75)
Doch leider ist sein Frauchen alles andere als begeistert, die Investmentbanker glauben, der Hund habe den Pfauen gerissen, wie sollten sie das dem Lord erklären? Kurzerhand delegiert Liz an David die Aufgabe, den Pfauen verschwinden zu lassen. Der fühlt sich der Aufgaben nicht gewachsen und vertraut sich Helen an, die eine pragmatischeren Vorschlag hat, als den Pfauen zu vergraben...und die beiden teilen ihr Geheimnis, ohne es den anderen zu verraten. Es wird nicht das einzige bleiben, das unter Verschluss gehalten wird.
Im Verlauf der Handlung stellt sich heraus, dass keiner dem anderen gegenüber seine Beobachtungen mitteilt und keiner die Wahrheit sagt. Aber "alle freuten sich, dass sie mit dem Teambuilding so gut vorangekommen waren." (S.232)
Bewertung
Auf der Rückseite ist zu lesen: "Eine subtile Komödie in bester britischer Manier". Dem ist nichts hinzuzufügen. Der Roman ist witzig, amüsant, aber auch spannend, da man wissen will, ob all die Heimlichkeiten auffliegen, so dass ich fast nicht mehr aufgehört habe, zu lesen.
Interessant ist, dass die Autorin statt wörtlicher Rede nur die indirekte verwendet, was zur ironischen Distanz beiträgt und die Figuren dadurch noch lächerlicher erscheinen lässt.
Als Hundebesitzerin haben mir besonders gut die Passagen gefallen, die aus der Sicht Mervyns geschildert werden - das ist sehr nah am Hund ;)
Isabel Bogdan selbst fährt seit 20 Jahren regelmäßig auf ein einsames Anwesen in Schottland (Klappentext), das merkt man ihren Schilderungen der Landschaft und des Hauses deutlich an, die sehr authentisch wirken.
Ich freue mich darauf, weitere Romane der Autorin zu lesen, die gut daran getan hat, neben dem Übersetzen eigene Bücher zu verfassen.