
Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Erschienen am: 14. Januar 2016
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 374663203X
ISBN-13: 978-3746632032
Ganz herzlich möchte ich mich beim Aufbau Verlag bedanken, der mir dieses Rezensionsexpemplar zur Verfügung gestellt hat.
Inhalt
Die Beckhardts gehörten dem liberalen Judentum an, die sich immer als Deutsche verstanden. Unschwer zu erkennen an den Vornamen -Fritz, Kurt, dessen Sohn und schließlich Lorenz, der erst als Erwachsener von seinen jüdischen Wurzeln erfährt und sich im Alter von 45 Jahren beschneiden lässt.
Lorenz Beckhardt rollt die Geschichte seiner Familie auf und das sehr akribisch. Am Anfang geht er dabei sehr assoziativ vor, schildert zunächst die Rückkehr Fritz nach Sonnenberg im Jahre 1950. Dort hat er 1926 den Kolonialwarenhandel von seinem Schwiegervater übernommen und um eine Kaffeerösterei erweitert. Er schildert das Ausbleiben der Kundschaft, die sich erst allmählich wieder einstellt. Kurt wird diesen Laden weiterführen und auch Lorenz wächst mit darin auf. Ausgehend von eigenen Kindheitserinnerungen z.B. an seine Zeit in einem katholischen Internat, zieht Lorenz immer wieder Parallelen zu seinem Großvater.
Er geht bis zu seinen Urgroßeltern zurück und verfolgt vom 19.Jahrhundert an die Ansiedlung seiner Familie sowohl väter- als auch mütterlicherseits rechts und links vom Rhein. Sehr interessant sind dabei die Informationen, die man über das Leben der Juden unter der Besetzung Napoleons und innerhalb des Deutschen Bundes erhält. So ruft Beckhardt in Erinnerung, dass es bereits zu allen Zeiten judenfeindliche Gesetze, wie z.B. eine Extrasteuer für Juden im Jahre 1690, "um den Wiederaufbau des Landes zu finanzieren" (S.36) gegeben hat. Juden durften nur zerstörte Häuser kaufen, "um sie wiederaufzubauen. Unzerstörte Häuser waren Christen vorbehalten." (S.36)