Sonntag, 13. Mai 2018

Karl Ove Knausgard: Im Herbst

- Briefe an die ungeborene Tochter.

Der Roman ist mir auf dem Bloggerportal förmlich ins Auge gesprungen, ich habe ihn tatsächlich wegen des schönen Covers und der Aussicht, Reflexionen eine werdenden Vaters zu lesen, angefordert.  Das, was ich letztlich erhalten habe, hat meine Erwartungen enttäuscht, auch wenn der Autor "als wichtigster norwegischer Autor der Gegenwart" gilt. (Buchumschlag)

Von einer Inhaltsangabe kann ich bei diesem Roman absehen. Genau genommen ist eigentlich keiner, sondern es sind fiktive (?) Briefe an ein ungeborenes Kind, kombiniert mit Betrachtungen zu verschiedenen Gegenständen, Ideen und Gefühlen, die in kleinen Kapiteln (2-3 Seiten) Anlass für Reflexionen und Erinnerungen bieten.

Im ersten Brief gibt der Autor eine Begründung dafür, warum er dieses Buch schreibt:

"Ich will dir die Welt zeigen, wie sie ist und wie sie uns umgibt, die ganze Zeit. Nur indem ich das tue, kann ich selbst sie sehen. Was macht das Leben lebenswert?" (18)

Der Titel "Im Herbst" sowie die Einteilung des Buches in September, Oktober, November suggerieren, dass die betrachteten Gegenstände etc. alle etwas mit dem Herbst zu tun haben, wie die Überschriften Äpfel, Wespen, Stoppelfelder und Vogelzug belegen. Das ist jedoch nur teilweise der Fall, denn es finden sich auch Betrachtungen zu Plastiktüten,

"Die Eigenschaft der Erde sich alles, was in ihr landet, anzuverwandeln, gilt nicht für Plastik, das so hergestellt ist, dass es alles abstößt" (31),

Schweinswalen, Pisse (!) oder Rahmen,

"denn Mensch zu sein, heißt zu kategorisieren, einzuteilen, zu identifizieren und zu definieren, zu begrenzen und einzurahmen." (68)

Viele Reflexionen sind durchaus interessant zu lesen - zum Beispiel zur Bienenzucht. Sie bieten neue Blickwinkel an, geben Denkanstöße und vermitteln Wissen, wie das Kapitel zum Beginn der Fotografie. Aber da keine Geschichte erzählt wird, sondern ausschließlich Gedanken, Wissen und Erinnerungen des Autors zu verschiedenen Themenfeldern wiedergegeben werden, ermüdet man beim Lesen sehr schnell. Ich kann mir vorstellen, dass es ein Buch ist, in dem man immer mal wieder herumblättert, um das ein oder andere Kapitel zu lesen.

Und die Bilder?
Als absoluter Laie im Bereich der Kunst, maße ich mir da kein Urteil an. Die Illustrationen zu den Monaten, das Cover finde ich wirklich schön, mit zwei Bildern zwischen den Kapiteln kann ich dagegen gar nichts anfangen.

Bewertung?
Ich glaube nicht, dass ich mich noch einmal an den Autor heranwage, auch wenn ich ihm damit Unrecht tue.

Buchdaten
Gebundene Ausgabe, 286 Seiten
Luchterhand, 2017