Montag, 28. Mai 2018

Astrid Lindgren: Die Brüder Löwenherz

- ein spannendes, aber auch düsteres Kinderbuch.

Lesen mit Mira

Wer kennt die Geschichten von Astrid Lindgren nicht? Pipi Langstrumpf hat mich ebenso durch meine Kindheit begleitet wie Ronja Räubertochter, Michel von Lönneberga oder die Kinder von Bullerbü. Ein zweites Mal durfte ich sie dann gemeinsam mit meinen Töchtern lesen. Um so schöner, dass Mira mir das Kinderbuch "Die Brüder Löwenherz" hat zukommen lassen, das ich noch nicht kenne.

Worum geht es?
Karl Löwe, ein kränklicher Junge, der bald sterben muss, wird von seinem älteren Bruder Jonathan getröstet, dass er nach seinem Tod in das Land "Nangijala" kommt.

"Dort ist noch die Zeit der Lagerfeuer und der Sagen, sagte Jonathan, denn gerade dort passiere ja all so was. Wenn man dort hinkomme, erlebe man von früh bis spät und sogar nachts Abenteuer." (7)

Krümel, wie Karl liebevoll von seinem Bruder genannt wird, freut sich auf dieses Land, in dem er nicht mehr krank sein wird.
Doch es ist Jonathan, der zuerst nach Nangijala kommt, denn das Haus der Familie Löwe gerät in Brand und beim Versuch Jonathans, seinen Bruder zu retten, kommt er ums Leben. Krümel ist zutiefst unglücklich, bis sein Bruder ihm eine weißen Taube schickt und ihn nach Nangijala ruft.

Dort warte ein altes Gehöft auf ihn, ein Reiterhof, das im Kirschtal liege und auf der Gartenpforte sei ein Schild angebracht: "Die Brüder Löwenherz" (19).

Zunächst scheint es das Paradies zu sein, Krümel ist gesund, ein Pferd wartet auf ihn und er kann mit seinem Bruder am Fluss sitzen und angeln. Doch dunkle Wolken brauen sich über dem Kirschtal zusammen. Die Taubenkönig Sophia erzählt Krümel, dass der böse Herrscher Tengil aus dem Land Karmanjaka, das in den Uralten Bergen hinter dem Fluss liege, das benachbarte Heckenrosental unterworfen habe und besetzt halte - mit Hilfe des Untiers Katla. Es könne nicht mehr lange dauern, bis auch das Kirschtal angegriffen werde und anscheinend gebe es im Tal einen Verräter, der mit den Tengilmännern zusammenarbeite, um einen gemeinsamen Kampf der Täler gegen Tengil zu verhindern. Jonathan entschließt sich, Orwar, einen Freiheitskämpfer aus dem Heckenrosental, aus der Katlahöhle zu befreien. Auf Krümels Frage, warum er dies tun müsse, antwortet er,

"Weil man sonst kein Mensch ist, sondern nur ein Häuflein Dreck." (59)

Und so machen sich die Brüder Löwenherz auf in ein gefährliches Abenteuer gegen den Tyrannen Tengil.

Bewertung
Das Kinderbuch ist sehr spannend und, was mich überrascht hat, sehr düster. Es erzählt von Heldentaten, von dem Glauben an Hoffnung, aber auch von der Grausamkeit eines Tyrannen, der Menschen gefangen hält, tötet und versklavt- und das in recht deutlichen Worten, so dass ich es Kindern eher vorlesen würde. Der Roman hat auch kein übliches Happy End, eher einen hoffnungsvollen Ausblick, über den man reden müsste.

In Interpretationen wird die Geschichte so gedeutet, dass sich der sterbende Krümel die Abenteuer in Nangijala ausdenkt, sich seiner Todesangst stellt und aus den bestandenen Prüfungen Mut schöpft. Das Licht, das er am Ende sieht, bedeute, dass er dem Tod entgegentritt.
Ein Thema, dem sich Lindgren in diesem Roman auf ungewöhnliche Art und Weise angenommen hat. Meines Erachtens stehen für Kinder jedoch die Abenteuer im Fantasieland im Vordergrund - ob ihnen bewusst ist, dass sich Krümel alles nur ausdenkt?
Auf jeden Fall ein lohnenswerte Lektüre, nicht nur für Kinder und Jugendliche.

Hier geht es zu Miras Rezension.

Buchdaten
Gebundene Ausgabe, 240 Seiten
Oetinger, 1974