Klassiker hören mit Literaturhexle
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Gelesen von Eva Mattes
17 Stunden 16 Minuten
Literaturhexle und ich haben uns auch für 2018 vorgenommen gemeinsam Klassiker zu hören, die man immer schon mal lesen wollte. Bisher haben wir uns an "Schuld und Sühne", "Madame Bovary" und jetzt an "Mansfield Park" gewagt.
Worum geht es?
Auf Betreiben von Mrs. Norris, der Schwester von Lady Bertram und Mrs. Price wird die 10-jährige Fanny Price nach Mansfield Park "verpflanzt", da ihre Familie in ärmlichen Verhältnissen lebt und die Prices für die Vielzahl ihrer Kinder nicht entsprechend sorgen können. Mrs. Norris vorgebliche Güte erstreckt sich allerdings auf den Vorschlag; alles Weitere überlässt sie ihrer Schwester Lady Bertram und Sir Thomas. Ihre Aufgabe wird es sein, Fanny noch viele Jahre lang daran erinnern, wie dankbar sie zu sein habe. Eine garstige Person.
Im Haus der Bertrams ist es Edmund, der zweitälteste Sohn, der Fannys Herz gewinnt. Zunächst kümmert er sich liebevoll um seine verschüchterte und traurige Cousine, später erwächst auf Fannys Seite daraus eine hingebungsvolle Liebe. Sie ist zwar willkommen in Mansfield Park, wird jedoch nie als gleichwertiges Familienmitglied behandelt - mit Ausnahme von Edmund.
Nichtsdestotrotz lernt sie Anstand und Tugend kennen und entwickelt ein Gespür für das, was von ihr erwartet wird, während ihre Cousinen von Mrs. Norris verwöhnt und ihrer Eitelkeit bestätigt werden. Sir Thomas Bertram bemüht mit Strenge dem entgegen zu wirken, wird als unnahbarer Patriarch wahrgenommen und Lady Bertram ist nur an ihren Stickarbeiten und ihrem Mops interessiert. Die Kindererziehung gehört nicht zu ihrem Aufgabenbereich, so dass auch Tom nur seine Vergnügungen im Kopf hat, im Gegensatz zu Edmund, der einzige, der ebenso wie Fanny, ein Gespür für Anstand entwickelt.
Die Handlung gewinnt an Fahrt mit der Abreise Sir Thomas Bertrams auf seine Plantagen
und mit der Ankunft der Geschwister Crawford im Pfarrhaus der Grants. Da ist Fanny fast schon 18 Jahre alt. Obwohl die älteste Tochter der Bertrams Maria dem wohlhabenden Mr. Rushworth versprochen ist, entflammt ihr Herz doch für den eitlen und charmanten Henry Crawford, genau wie das ihrer Schwester Julia. In mehreren Situationen ist das schickliche Verhalten, wie es zu Beginn des 19.Jahrhunderts in diesen Kreisen sein sollte, in Gefahr. Vor allem als die "Kinder" gemeinsam mit einem Freund Tom Bertrams - Mr. Yates - beschließen ein Theaterstück aufzuführen - ausgerechnet "Liebesschwüre". Da gerät die wohl geordnete Gesellschaft aus den Fugen und auch Edmund verliert sein Herz an Mary Crawford, blind für deren mangelnde Sensibilität. Glücklicherweise kehrt Sir Thomas Bertram, der Hausherr, rechtzeitig von seinem Besuch aus Antigua zurück und verhindert Schlimmeres.
Maria heiratet ihren Mr. Rushword und Edmund schickt sich an, Pfarrer zu werden, erwägt jedoch Mary Crawford um ihre Hand zu bitten. Henry hat sich derweil in den Kopf gesetzt, die schüchterne Fanny für sich zu gewinnen - jetzt da Maria mit ihrem Ehemann nach London entschwunden ist und ihre Schwester sich ihnen angeschlossen hat. Ob es ihm gelingen kann, ihre tiefe Abneigung, die sie aufgrund seines Verhaltens gegenüber ihren Cousinen für ihn empfindet, zu überwinden? Liebt er sie wirklich oder es ist es reine Eitelkeit, sie zu erobern? Wie wird sie sich entscheiden?
Bewertung
Der Einstieg in den Roman ist etwas mühselig, da zunächst die wichtigsten Figuren vorgestellt werden und die Handlung nicht in Gang kommen will. Mit dem Einüben des Theaterstücks steigt jedoch die Spannung. Wer verliebt sich in wen, ist die gute Partie Marias in Gefahr, welche Verwicklungen ergeben sich daraus? Austen entwirft ein detailliertes Sittengemälde der Zeit - und das nicht ohne ein gewisse Komik - und verdeutlicht, welches Verhalten von adligen jungen Frauen und Männern erwartet wurde.
Fanny verkörpert dabei die Vernunft, sie ist die Einzige, die sich nicht am Theaterstück beteiligt, selbst Edmund lässt sich dazu hinreißen - von Verliebtheit getrieben.
Am Ende des Romans rechnet Austen mit der mangelnden Erziehung der beiden Bertram-Mädchen ab, die in ihrer Eitelkeit von Mrs. Norris unterstützt und vergöttert werden - ein Umstand, der zumindest Marias Leben ruiniert. Mrs. Norris Standesdünkel verstellt ihr den klaren Blick auf ihre Nichte, die im Gegensatz zu den Bertram-Mädchen ein untadeliges Verhalten an den Tag legt. Der "Wert" Fannys wird erst offensichtlich, als sie für drei Monate ihre eigene Familie besucht - die gute Seele des Hauses scheint verschwunden.
Während Fanny uneingeschränkt alle Sympathien gehören, ist Mrs. Norris die unsympathischste Figur des Romans. In den Harry Potter Romanen heißt die neugierige und gemeine Katze des Hausmeisters Argus Filch Mrs Norris und eine gewisse Ähnlichkeit lässt sich nicht leugnen. Ich bin sicher, dass J.K.Rowling "Mansfield Park" kennt und die Katze bewusst so genannt hat.
Eva Mattes liest diesen Klassiker wunderbar, lässt die antiquierte Sprache leben, so dass sie ganz natürlich erscheint und gut zu hören ist.
Die Reihe wird fortgesetzt ;)