Leserunde auf whatchaReadin
Sarah Moss Roman spielt im an einem schottischen See (Loch) in einer Ferienhaussiedlung, in dem die unterschiedlichsten Charaktere aufeinandertreffen. Die Handlung erstreckt sich über einen Tag, an dem es ununterbrochen regnet und den Feriengästen kaum Raum für Aktivitäten gibt.
In 12 Kapiteln erfahren wir aus unterschiedlichen personalen Perspektiven, wie die einzelnen Figuren einen Teil dieses Tages erleben. Als Leser:innen offenbaren sich uns jeweils die Gedanken der Personen, so dass sich deren Charakter und Verhaltensweisen vor uns ausbreiten. Obwohl Moss ganz unterschiedliche Figuren zu Wort kommen lässt, wirkt jede Perspektive authentisch und glaubwürdig.
Die 40jährige Justine, die sich früh morgens aus dem Haus schleicht, um durch den Regen zu rennen und dabei über das Laufen und ihr Leben reflektiert, oder David, der Arzt im Ruhestand, der schon seit Jahren mit seiner Frau Mary im Sommer in die Hütte fährt und sieht, wie Justine am Haus vorbeiläuft.
Es gibt keine Interaktion zwischen den einzelnen Partien, nur Beobachtungen, Mutmaßungen und
Es gibt keine Interaktion zwischen den einzelnen Partien, nur Beobachtungen, Mutmaßungen und
(Vor-)Urteile. Vor allem gegenüber den Ukrainern, die nachts laute Musik hören und somit Unmut bei den anderen erzeugen.
„Andere Menschen bleiben im Urlaub im Bett, erst recht, wenn sie die halbe Nacht wach gehalten wurden von diesen egoistischen Arschlöchern mit ihrer lauten Musik, die gewusst haben müssen, dass sie den kleinen Kindern und deren Eltern und den alten Leuten und überhaupt allen den Schlaf und damit den nächsten Tag ruinierten.“ (8)
Offener Rassismus tritt bei der kleinen Lola zutage, wenn sie das ukrainische Mädchen Violetta auf eine Schaukel lockt, die über dem „Loch“ hängt und es dann mit Steinen bewirft. Diese bedrohliche Situation wird nicht aufgelöst und schwebt über den weiteren Kapiteln. Was ist mit Violetta geschehen?
„Andere Menschen bleiben im Urlaub im Bett, erst recht, wenn sie die halbe Nacht wach gehalten wurden von diesen egoistischen Arschlöchern mit ihrer lauten Musik, die gewusst haben müssen, dass sie den kleinen Kindern und deren Eltern und den alten Leuten und überhaupt allen den Schlaf und damit den nächsten Tag ruinierten.“ (8)
Offener Rassismus tritt bei der kleinen Lola zutage, wenn sie das ukrainische Mädchen Violetta auf eine Schaukel lockt, die über dem „Loch“ hängt und es dann mit Steinen bewirft. Diese bedrohliche Situation wird nicht aufgelöst und schwebt über den weiteren Kapiteln. Was ist mit Violetta geschehen?
Aber auch die Kanufahrt eines jungen Mannes, der seinen Eltern und der jüngeren Schwester entfliehen will, wird lebensbedrohlich, weil er seine Kräfte überschätzt. So kämpfen die einzelnen Figuren mit den widrigen Umständen, mit sich selbst und ihren Gedanken, gefangen in diesem Regentag, der am Ende eine völlig unerwartete Wendung nimmt.
Aus jeder der Hütten kommen jeweils zwei Figuren zu Wort, teilweise auch die Kinder, wie z.B. Lola, so dass man als Leser:in immer auch eine weitere Perspektive der Handlung erlebt. Nur die Hütte der Ukrainer bleibt stumm, die sieht man nur aus der Sicht der anderen. Gedanken, die teilweise durchaus rassistisch anmuten.
Neben ihrer Gesellschaftskritik übt Moss auch Kritik am Brexit:
„Er blinkt, nimmt die erste Spitzkehre bergauf, ein schönes, glattes EU-gefördertes Wunderwerk der Technik, über das außerhalb der Saison vielleicht zwei Dutzend Autos pro Tag fahren. Wie können die Engländer so dumm sein, denkt er erneut, wie können sie den gelben Ring aus Sternen auf jeder neuen Straße, jedem neuen Krankenhaus, den erneuerten Schienen und neu gemachten Stadtzentren der letzten dreißig Jahren nicht sehen?“ (37)
Eine Besonderheit bilden die 12 kurzen Zwischenkapitel, die den jeweiligen Kapiteln, die aus der Sicht einer Figur erzählt werden, zugeordnet und thematisch mit diesem verbunden sind – auch wenn sich der Zusammenhang nicht immer direkt erschließt.
„Der Klang von Blut und Luft“ beschreibt zunächst die Stimmung vor dem Sonnenaufgang in der Natur beim Regen.
Der Satz "so beständig wie der Klang von Blut und Luft im eigenen Körper. Man würde früh genug bemerken, wenn es aufhörte." (S.5) bezieht sich auf Justine, das erschließt sich jedoch erst, wenn man das folgende Kapitel ganz gelesen hat.
Gleichzeitig taucht dieser Satz wieder am Ende des Romans auf, so dass sich eine Art Rahmen ergibt.
Insgesamt ist der Roman sowohl von der Komposition, der Erzähltechnik und der Figurenzeichnung überzeugend.
Klare Leseempfehlung für alle, die kein „Wohlfühl“-Sommerbuch lesen wollen, sondern eines, das einen authentischen Einblick in die Gedanken, und auch Abgründe, unterschiedlicher Menschen bietet.
Aus jeder der Hütten kommen jeweils zwei Figuren zu Wort, teilweise auch die Kinder, wie z.B. Lola, so dass man als Leser:in immer auch eine weitere Perspektive der Handlung erlebt. Nur die Hütte der Ukrainer bleibt stumm, die sieht man nur aus der Sicht der anderen. Gedanken, die teilweise durchaus rassistisch anmuten.
Neben ihrer Gesellschaftskritik übt Moss auch Kritik am Brexit:
„Er blinkt, nimmt die erste Spitzkehre bergauf, ein schönes, glattes EU-gefördertes Wunderwerk der Technik, über das außerhalb der Saison vielleicht zwei Dutzend Autos pro Tag fahren. Wie können die Engländer so dumm sein, denkt er erneut, wie können sie den gelben Ring aus Sternen auf jeder neuen Straße, jedem neuen Krankenhaus, den erneuerten Schienen und neu gemachten Stadtzentren der letzten dreißig Jahren nicht sehen?“ (37)
Eine Besonderheit bilden die 12 kurzen Zwischenkapitel, die den jeweiligen Kapiteln, die aus der Sicht einer Figur erzählt werden, zugeordnet und thematisch mit diesem verbunden sind – auch wenn sich der Zusammenhang nicht immer direkt erschließt.
„Der Klang von Blut und Luft“ beschreibt zunächst die Stimmung vor dem Sonnenaufgang in der Natur beim Regen.
Der Satz "so beständig wie der Klang von Blut und Luft im eigenen Körper. Man würde früh genug bemerken, wenn es aufhörte." (S.5) bezieht sich auf Justine, das erschließt sich jedoch erst, wenn man das folgende Kapitel ganz gelesen hat.
Gleichzeitig taucht dieser Satz wieder am Ende des Romans auf, so dass sich eine Art Rahmen ergibt.
Insgesamt ist der Roman sowohl von der Komposition, der Erzähltechnik und der Figurenzeichnung überzeugend.
Klare Leseempfehlung für alle, die kein „Wohlfühl“-Sommerbuch lesen wollen, sondern eines, das einen authentischen Einblick in die Gedanken, und auch Abgründe, unterschiedlicher Menschen bietet.