- trivial, enttäuschend und vorhersehbar.
Taschenbuch, 576 Seiten
Rowohlt, 27.Januar 2017
Im Original bereits 2009 unter dem Titel "The Horse Dancer" erschienen.
Vielen Dank an Rowohlt für das Rezensionsexemplar, hier geht es zur Buchseite des Verlages.
Inhalt
Die 14-jährige Sarah lebt bei ihrem Großvater Henri in London, der sich gemeinsam mit ihrer Großmutter Florence, die inzwischen ebenso wie ihre Mutter verstorben ist, liebevoll um sie gekümmert haben, da ihre Mutter dazu nicht in der Lage gewesen ist.
Das Verhältnis zu ihrem Großvater ist geprägt von ihrer gemeinsamen Liebe zu den Pferden. Henri - einst Mitglied des Cadre Noir, einer militärische Eliteschule für die Pferdedressur, hat für seine große Liebe diese verlassen und ist Florence nach England gefolgt. Ein Schritt, der sein Leben entscheidend geprägt hat, eine Rückkehr war aufgrund der Erkrankung seiner Frau später nicht mehr möglich.
So überträgt er seinen großen Traum auf seine Enkeltochter, indem er ihr ein begabtes Pferd, Boo, kauft und die beiden fast täglich trainiert. Das Tier ist einem Stall in der Stadt untergebracht, eine Erfahrung, die Jojo Moyes selbst gemacht hat. Auch sie hat inmitten der Großstadt geritten.
Das entbehrungsreiche, aber geordnete Leben Sarahs gerät außer Kontrolle, als ihr Großvater einen Schlaganfall erleidet. Zufällig trifft sie auf die Anwältin Natasha, die auf "Kindeswohl" spezialisiert ist. Ihr Leben ist zurzeit ebenfalls außer Kontrolle, da ihr Exmann, von dem sie sich getrennt hat, nach einem Jahr plötzlich wieder im gemeinsamen Haus auftaucht, da er eine Bleibe braucht und die Dinge zwischen ihnen regeln will. Von Anfang an spürt man, dass beide sich lieben, jedoch nicht in der Lage sind, über ihren Schatten zu springen. Der charmante, gut aussehende Fotograph Mac scheint dazu eher bereit zu sein als die abweisende, kühl wirkende Natasha.
Spontan entschließt diese sich, als sie Sarahs Lage realisiert, das Mädchen aufzunehmen. Eine Farce beginnt, denn das Ex-Paar spielt plötzlich heile Familie, vor dem Jugendamt und auch vor Sarah, was diese zwangsläufig durchschauen muss und sich daher vor beiden verschließt.
Als sie im Pferdestall auch noch mit einem neuen, unfreundlichen Besitzer konfrontiert wird, der ihre Schulden auf besondere Weise erstattet haben möchte, flieht sie mit Boo und macht sich auf den Weg zum Cadre Noir, um ihren Traum zu verwirklichen.
Mac und Natasha folgen ihr und man braucht keine Prophetin zu sein, um vorherzusagen, dass sich am Ende nach vielen Irrungen und Wirrungen alles in Wohlgefallen auflösen wird.
Bewertung
Den ersten Roman, den ich von Jojo Moyes gelesen habe, war "Ein ganzes halbes Jahr", der mich aufgrund seiner ernsten Thematik - Unter welchen Umständen sollte ein Mensch seinen Tod selbst bestimmen dürfen? - lange beschäftigt hat. Die Liebesgeschichte hat mich berührt, auch wenn mir bewusst war, dass es sich letztlich vor allem sprachlich um Unterhaltungsliteratur handelt.
Die Fortsetzung fand ich weniger überzeugend. "Ein Bild von dir" und "Über uns der Himmel, unter uns das Meer" sind letztlich ebenfalls Liebesromane, deren ernsthafte und gut recherchierte Geschichte jedoch überzeugen können. Letztlich weiß ich, worauf ich mich bei Moyes einlasse. Eine Liebe, die vor unlösbaren Aufgaben zu stehen scheint, sich jedoch nach vielen Hürden, Umwegen und Hindernissen wieder findet. Das ist im vorliegenden Roman nicht anders. Im Gegensatz zu den genannten Vorgängern fehlt jedoch eine Erweiterung der Liebesgeschichte um ein ernsthaftes Thema oder einen interessanten zeitgeschichtlichen Einblick, wie die Verschiffung australischer Bräute nach England in "Über uns der Himmel, unter uns das Meer" oder die Besetzung Frankreichs im 2.Weltkrieg in "Ein Bild von dir". Die Einblicke in die renommierte Pferdeakademie Cadre Noir sind zwar ebenso interessant wie die autobiografische Dimension oder die Entwicklungsgeschichte Sarahs, sie tragen die Geschichte aber nicht über einen trivialen Liebesroman hinaus.
Ich persönlich bin enttäuscht, da weder die Figuren überzeugen noch das Ende mit all seinen "künstlichen" Hindernisse, wobei man die ganze Zeit genau weiß, dass am Ende alles gut wird. Die Geschichte ist extrem vorhersehbar und zumindest das war bei den Vorgängerromanen nicht so offensichtlich der Fall, schade - definitiv mein letzter Moyes-Roman!