Dienstag, 26. Dezember 2017

Tom Hillenbrand: Gefährliche Empfehlungen

- ein kulinarischer Kriminalroman.

Taschenbuch, 416 Seiten
Kiepenheuer&Witsch, 12. Januar 2017

Es ist bereits der fünfte Kriminalfall, den der luxemburgische Koch Xavier Kieffer löst und in dem er einerseits mit seinem kriminalistischen Gespür und andererseits mit seinen Kochkünsten überzeugt.
Als Nord-Saarländerin haben die Geschichten für mich, die im benachbarten Luxemburg spielen, einen besonderen Charme, da ich die beschriebenen Lokalitäten teilweise kenne. Trotzdem sind die Krimis nicht provinziell, dafür sorgen die vielen Reisen des Kochs, nicht zuletzt nach Paris, wo seine Lebensgefährtin, Valérie Gabin lebt, die Chefredakteurin des berühmten Guide Gabin (= Guide Michelin), dessen Ausgabe von 1939 im Mittelpunkt dieses Kriminalfalls steht.

Worum geht es?
Zur Eröffnung des neuen Redaktionsgebäudes den Guide Gabin sind alle Größen der französischen Küche geladen, sogar der Präsident will erscheinen, da er ein Freund der Chefredakteurin Valérie Gabin ist. Kurz vor der Eröffnung sieht sich Xavier die Ausstellung aller erschienenen Guide Gabin an, auch der sehr seltene 1939 veröffentlichte ist vertreten. Ein Ausgabe, die nach der Besetzung Frankreichs ihre Aussagekraft verloren hat. Doch während der Feier kommt es zu einem Stromausfall und der Guide Gabin von 1939, eine Leihgabe der französischen Nationalbibliothek, wird gestohlen, der Bibliothekar Yves Brennan ermordet, während Kieffer ihn aufsucht. Glücklicherweise wird der Koch aber nur niedergeschlagen. Brennans letzte Worte lauten:

"Hören Sie mir zu! 1313. Darüber die es verteilt. Sie...1313 Ooes...Ooesses..." (S.58)

Parallel zur Handlung der Gegenwart wird die Geschichte des amerikanischen Capitain John Fisher kurz vor Kriegsende im Jahr 1944 erzählt. Die Alliierten haben große Teile Frankreichs bereits befreit und stoßen nach Deutschland vor. Fisher gehört zum amerikanischen Geheimdienst (OSS) und erhält verschlüsselte Nachrichten aus dem Radio. Zunächst von der BBC, dann von einem luxemburgischen Sender. Bei der Decodierung der Nachrichten spielt der Guide Gabin von 1939 eine entscheidende Rolle.

Währenddessen macht sich Xavier Kieffer auf Wunsch des französischen Staatspräsidenten in der Gegenwart auf die Suche nach eben jener Ausgabe und stellt fest, dass jemand großes Interesse daran hat, alle verbliebenen Bände aus dem Verkehr zu ziehen. Welches Geheimnis birgt dieser Guide, der die Sternstunden französischer Küche beschreibt? Zu welchem Ort wird er Fisher kurz vor Kriegsende führen? Wie hängen beide Handlungen zusammen?

Bewertung
Ein sehr spannender Krimi, der mit einer interessanten und teilweise unerwarteten Lösung aufwartet. Darüber hinaus bietet er einen Ausflug in die Geschichte der französischen Kochkunst, die Entwicklung von "Butter, Butter und noch mehr Butter" hin zur Nouvelle Cuisine und der Zuwendung zur lokalen Küche, zu der Xavier Kieffer mit seinem Restaurant "Deux églises" maßgeblich beiträgt. Eine Fülle von Speisen erscheinen vor den Augen der Lesenden - man sollte den Roman nicht hungrig lesen, das Küchenlatein im Anhang gibt Aufschluss zu manch ungewöhnlicher Speise und Anregungen demnächst mal wieder in Luxemburg essen zu gehen.
Während der zweite und dritte Band der Reihe von der Geschichte her etwas schwächelten, haben mich die letzten beiden und vor allem dieser neue Fall von Kieffer überzeugt, so dass ich dem Koch aus dem Nachbarland auch in Zukunft die Treue halten werde.