Samstag, 21. Juli 2018

Isabella Archan: Der Tod bohrt nach

- witziger Krimi mit überraschenden Wendungen.

Im neuen Kriminalroman löst die Zahnärztin Dr. Leocardia Kardiff bereits ihren dritten Fall. Nachdem sich im letzten Teil "Auch Killer haben Karies" bereits eine Beziehung mit dem Kölner Hauptkommissar Jakob Zimmer angebahnt hat, sind die beiden inzwischen ein Paar. Trotz aller Versprechen kann Leo ihre Spürnase nicht aus laufenden Ermittlungen heraushalten und gerät erneut in Gefahr.

Worum geht es?

"Dietrich wollte nicht zum Mörder werden." (8)

Gleich zu Beginn präsentiert uns Archan einen psychisch kranken, allein stehenden Mann, der offensichtlich glaubt, seine hübsche Nachbarin Annika, die er rund um die Uhr beobachtet, sei in Gefahr. Daher will er ihr ein Schlafmittel verabreichen, um sie in Sicherheit zu bringen. Unglücklicherweise verliert er nach dem Verzehr von Keksen während der Verabredung eine Krone, so dass er den Notdienst kontaktieren muss.
Völlig aufgelöst sucht er Leos Praxis auf und fällt dort in Ohnmacht. In seiner Panik erzählt er Leo davon, dass er Annika retten muss, sie sei in Gefahr - Leos Neugier ist geweckt und die der Leser*innen auch: Hat Annika inzwischen das Schlafmittel getrunken?

Leo bittet Jakob darum, der Sache nachzugehen, was dieser zunächst ablehnt. Doch dann meldet Annikas Freundin Malu diese bei der Polizei als vermisst und vor Annikas Wohnung treffen beide Frauen aufeinander, weil Leo ihrem Bauchgefühl vertraut und zu Dietrichs Adresse gefahren ist.

Aus Malus Perspektive erfahren wir, dass sie selbst zuvor in Annikas Wohnung gelebt hat, sich jedoch von Dietrich gestalkt fühlte, während Annika mit dem älteren Herren offenkundig gut zurecht gekommen ist - er hat ihr sogar die Blumen in ihrer Abwesenheit gegossen. Unerlaubterweise verschafft sich Malu Zutritt zur Wohnung des Stalkers, die mit Annikas Fotos tapeziert ist, so dass das Team um Jakob Zimmer seine Ermittlungen beginnt, während Dietrich ebenfalls verschwunden ist.

Es stellt sich heraus, dass Annika für einen seriösen Begleitservice gearbeitet hat: "Madame et moi", vielleicht hat der mit ihrem Verschwinden zu tun? Welche Rolle spielt der Chef der Agentur, der Belgier Hercule Pasquale?
Natürlich kann Leo nicht umhin, auch dort zu spionieren. Doch sie ist nicht die Einzige, die sich als Hobby-Ermittlerin versucht - auch ihre lebenslustige Sprechstundenhilfe Britta will dem neuen Arzt im Team, Dr. Olaf Jansen, auf den Zahn fühlen. Sogar Leos Vater, der kurzfristig zu seiner Tochter gezogen ist, lässt sich in deren Ermittlungen einspannen, was für Turbulenzen und sehr amüsante Szenen sorgt.


Bewertung
Eine gelungene Fortsetzung der Reihe um die sympathische, etwas chaotische Zahnärztin. Dieser Roman sticht für mich aus den so beliebten heiteren Lokal-Krimis heraus, weil
  • ich an vielen Stellen lachen musste, ohne dass der Spannungsbogen bis zum Ende hin verloren geht,
  • er am Schluss mit einigen überraschenden Wendungen aufwartet, so dass ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen wollte,
  • die vielen Handlungsfäden zu einem geordneten Knäuel aufgerollt werden,
  • aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird, sowohl aus der Ich-Perspektive Leos und des Täters als auch aus einer personalen Sie-Perspektive Leos und anderer Figuren, was das Lesen zusätzlich interessanter macht,
  • er dramatische Elemente enthält, so ist ein Kapitel wie eine Screwball-Komödie konzipiert, wobei uns freundlicherweise von der Erzählerin vorher erklärt wird, was das ist:
"Das Wort Screwball stammt ursprünglich aus dem Baseballsport und ist die Bezeichnung für einen angeschnittenen Ball, dessen Flugbahn einfach unberechenbar ist. Im englischen Slang betitelt Screwball eine Person mit eigenartigen und skurrilen Angewohnheiten und Verhaltensweisen." (220)

Insgesamt eine äußerst amüsante, unterhaltsame, spannende Lektüre, mit skurrilen, sympathischen Figuren, die hoffentlich noch weitere Fälle lösen werden.