Donnerstag, 30. Juli 2020

Sandra Brökel: Pavel und Ich

- die Entstehungsgeschichte des Romans "Das hungrige Krokodil"


Im Rahmen einer Leserunde auf whatchaReadin lesen wir "Das hungrige Krokodil", freundlicherweise hat uns der Pendragon Verlag auch die Geschichte hinter der Geschichte zukommen lassen, die Sandra Brökel im Anschluss verfasst hat.

Darin erzählt sie aus der Ich-Perspektive, wie sie auf die Idee gekommen ist, das Leben des tschechischen Kinderarztes und Psychiaters Dr. Pavel Vodák aufzuschreiben. Ihre Erinnerungen beginnen im Jahr 2019 während einer Lesung in Prag, der Stadt, aus der Pavel Vodák nach dem Prager Frühling fliehen musste.

"Erstmals lese ich ausschließlich vor Menschen, die wirklich erlebten, worin ich nur literarisch eintauchte." (22)

Ihr wird bewusst: "Durch das Schreiben und den Automatismus, der sich dabei entwickelte, bekam Pavel ein Eigenleben in mir, es gesellte sich eine literarische Figur zu dem realen Menschen. In den Diskussionen wird deutlich, dass kleinste Details in seinen Erinnerungen nicht eins zu eins der objektiven Realität entsprechen können." (23)

Doch die Frage stellt sich, warum ausgerechnet sie die Lebensgeschichte des tschechischen Psychiaters aufgeschrieben hat.
"Ich habe das Leben des Pavel Vodák nur für meine Freundin, seine Tochter, aufgeschrieben, damit sie mit sich und ihrem Leben ins Reine kommt." (30)

Was folgt, sind einige unglaubliche Zufälle, wie sie nur das Leben selbst schreiben kann. Sandra Brökel ist ein Adoptivkind und auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern hat sie sich intensiv mit der Problematik adoptierter Kinder auseinandergesetzt. Auf der Suche nach wissenschaftlicher Literatur stößt sie auf zwei Fachbücher von Pavel Vodák, allerdings in tschechischer Sprache, die sie immer schon fasziniert hat - wer kennt nicht den wunderbaren Pan Tau ;).

6 Jahre später realisiert sie, dass Paula, die mit ihr gemeinsam eine Ausbildung zum "Zertifizierten Kindertrauerbegleiter" (72) absolviert, die Tochter eben jenes Pavel Vodák ist. In Gesprächen mit Paula hat sie das Gefühl, sich Pavel verbunden zu fühlen. Ihre Freundin fasst so viel Vertrauen zu ihr, dass sie ihr die Lebenserinnerungen ihres Vaters anvertraut - die Grundlage für "Das hungrige Krokodil".

Sandra Brökel gibt den Leser*innen im Folgenden Einblicke in ihren Schaffensprozess, mehrfach reist sie nach Prag, um sich Pavel näher zu fühlen.

Nachdem ich diese sehr interessante Entstehungsgeschichte gelesen habe, die auch die politischen Hintergründe kurz und knapp erklärt, freue ich mich jetzt darauf, den Roman selbst zu lesen.

Vielen Dank an den Pendragon-Verlag für dieses Leseexemplar.