Sonntag, 24. April 2016

Sylvia B.Lindström: Inselfeuer

Ein Öland-Krimi.

Buchdaten
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Erschienen am: 12. Februar 2016
ISBN-10: 3746631920
ISBN-13: 978-3746631929

Vielen Dank an den Aufbau Verlag, der mir diese Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Vorne weg
Ich bin ein großer Fan skandinavischer Kriminalromane und habe u.a.Henning Mankell, Anne Holt, Jan Costin Wagner und auch Arnaldur Indriðason gelesen, in deren teilweise recht düsteren Romanen vor allem die Motive der Täter im Vordergrund stehen und auch gesellschaftlich-politisch Themen aufgegriffen werden. Die kleine Insel Öland ist mir in den Romanen von Johan Theorin begegnet, der Ölands Landschaft wunderbar poetisch beschreibt und dessen Krimi "Nebelsturm" mich mit seiner mystischen Atmosphäre beim Lesen sofort in seinen Bann gezogen hatte. Ich bin also mit sehr hohen Erwartungen an den Krimi herangegangen, die nur teilweise erfüllt worden sind.

Inhalt
Der Roman beginnt sehr düster, ohne dass es der Autorin jedoch gelingt die besondere Topographie Ölands erlebbar zu machen.
Im Mittelpunkt steht zu Beginn die schöne Anwältin Alasca Rosengren, die gemeinsam mit ihrem 12jährigen Sohn Kristian bei ihrer 98jährigen (!) Großmutter lebt. Eine Serie von Brandstiftungen und brutalen Morden erschüttert Öland. Da vor ca. 10 Jahren Jorma Brolin, Tischler, Hufschmied und Ölands unumstritten stärkster Mann für eine ähnliche Tat in Untersuchungshaft gesessen hat - jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde - scheint der Schuldige klar zu sein. Jormas Herkunft ist umstritten, angeblich sind sein Großvater und sein Vater identisch. Jorma ist mit der anspruchsvollen Yvonne verheiratet, die ihn finanziell regelrecht "aussaugt" und Grund für seine hohe Verschuldung ist - aber ohne Yvonne ist er nach eigener Aussage "niemand." Nach seiner Entlassung soll er diejenigen, darunter seine eigene Mutter, die ihren Hass auf ihn unumwunden äußert, unter Druck gesetzt haben, ihm eine finanzielle Entschädigung zu zahlen.
Neben diesen Figuren spielen aber auch noch andere Ölander eine wichtige Rolle, da gibt es den Maler Persson, der vor vielen Jahren ein altes Haus restauriert hat und eine Vorliebe für sehr junge Mädchen hegt und einst sehr viel Zeit und "Liebe" in eine heute erwachsene Ölanderin inverstiert hat. Seine aktuelle Favoritin ist zugleich Jormas Tochter, die wiederum mit Alascas Sohn Kristian befreundet ist. Dieser trägt ein dunkles Geheimnis mit sich, das mit den Bränden zu tun hat. Jorma scheint das Geheimnis zu kennen.
Jorma Brolins Verteidiger vor 10 Jahre war Stellan Qvist, ein gewiefter Anwalt, der ebenso offenkundig in Alasca verliebt, jedoch mit einer anderen verheiratet ist.

Neben diesen vielen Handlungsfäden spielt auch das Internetforum Flashback eine Rolle, in dem der Schuldige der Brände fest zu stehen scheint und in dem sich Ortsansässige tummeln und für eine Lynchjustiz plädieren. Auch Sir Noir, ein schwarzes Pferd mit ADHS, das Jorma Alasca geschenkt hat, trägt zur Handlung bei. Um mit dem Pferd zurechtzukommen, engagiert Stellan für Alasca die "Pferdeflüsterin" Renta, die gleichzeitig sein Ohr in Öland ist, da sie auch noch in der Altenpflege tätig ist, in dieser Funktion Alascas Großmutter unterstützt und mit zur Auflösung der dunklen Geheimnisse beiträgt.
Letztlich klären sich die Brandstiftung und die Morde in einem etwas aus dem Hut gezauberten Finale auf und alle losen Fäden werden zusammengeführt.

Bewertung
Aufgrund der vielen Personen und ihrem komplizierten Beziehungsgeflecht ist es schwierig, in einen Lesefluss zu geraten. Des Öfteren musste ich zurückblättern, um noch einmal Informationen nachzulesen, was mich bei einem Krimi wirklich stört. Zudem hat mir eine echte Hauptfigur gefehlt, die sich mit der Aufklärung des Verbrechens oder den Motiven dahinter beschäftigt. Im Mittelpunkt stehen letztlich die Familien Rosengren und Brolin mit ihrer Vergangenheit, die ausgehend von Borghild (Alascas Großmutter) und Alvik, der Großmutter Jormas geschildert wird. Beide Mädchen kamen Anfang des 20.Jahrhunderts als Kinder lediger Mütter zu Pflegeeltern nach Öland, während Borghild in eine ihr freundlich gesinnte Familie aufgenommen wurde, musste die 5jährige Alvik bereits schwere Arbeit verrichten. Diese "Familienzuweisung" determiniert immer noch das Leben der Folgegenerationen.
Insofern bleibt sich der Roman treu, als dass er die psychischen Motive und die familiäre Situation hinter der Tat beleuchtet, trotz allem konnte er mich nicht wirklich begeistern oder überzeugen.