Freitag, 21. Juni 2019

Gabriele Kunkel: Mord im Piemont

- ein kulinarischer Krimi.


Der Prolog beginnt, wie ein klassischer Krimi beginnen muss - mit einem Mord ;)
Alexey Schukow, offenkundig ein Schurke, bedroht einen anderen Mann mit der Pistole und will ihn dazu zwingen, ihm etwas zu liefern. Was das sein soll, bleibt zunächst offen. Er entscheidet sich schließlich, den Mann doch nicht zu erschießen, sondern verlässt das "alte Casa" im Wald und wird selbst zum Opfer.

In der folgenden Handlung erscheint die Protagonistin des Romans - Sina Cassotto, die als Foodscout für die
"M.F.A., ein Münchner Feinkostladen mit Slow-Food-Image" (15) arbeitet und auf dem Weg zum "Mercato Mondiale del Tartufo Bianco D´ Alba" (10), der weltweiten bekannten Trüffelmesse im Piemont ist. Sie will weißen Trüffel kaufen - "das teuerste Lebensmittel der Welt." (14)

Sinas Mutter ist Deutsche, ihr Vater Italiener, der politisch ultralinks eingestellt ist, was ihr den Namen Sinistra (=links) Brunhilde (Name der dt. Großmutter) Cassotto eingebracht hat. Ihre Eltern leben inzwischen getrennt, die Mutter in ihrer Heimat in Stallwang, Niederbayern, der Vater an der Amalfiküste - zu beiden hat sie ein gutes Verhältnis, fühlt sich trotzdem zerrissen:
"Sie gehörte nie ganz dazu. In Deutschland war sie die Italienerin. In Italien die Deutsche. Lief was falsch, war immer diese "andere" Seite verantwortlich, dann war sie die sture Deutsch oder die chaotische Italienerin." (47)

Weil in Alba alles ausgebucht ist, hat ihr ein Freund aus Deutschland - Michael Schröder - sein Ferienhaus im Wald in Mondovì überlassen. Als sie nachts mit ihrem alten roten Lancia Spider, einem Erbstück ihres italienischen Großvaters, ankommt, begegnet ihr ein "Monster", der sich im weiteren Verlauf als Trifolao (=Trüffelsucher) Tino Grillo herausstellt und Sina die begehrten weißen Trüffel verkaufen kann - und zwar eine für den trockenen Sommer große Menge.

Doch zuvor entdeckt Sina an der Stelle, an der sie das Wasserleitung für Michaels Ferienhaus öffnen will, eine Leiche und wird kurz darauf von Bruno Di Neri, einem Psychotherapeut, der ebenfalls zurückgezogen im Wald lebt, in einen alten Wohnwagen eingesperrt, weil er glaubt, sie habe etwas mit dem Mord zu tun. Später werden die beiden gute Freunde.

Bruno informiert den gut aussehenden Commissario Falcone, der Sinas Reisepass einzieht und ihr verbietet, Mondovì zu verlassen. Als auch ein zweiter Mord in Sinas Umfeld geschieht, gerät sie noch stärker unter Verdacht, der jedoch völlig unbegründet ist. Denn als Leser*innen erleben wir den rasanten Krimi aus ihrer Perspektive, lesen ihre Gedanken, die durchaus sehr amüsant sind.
Es stellt sich heraus, dass das Trüffelgeschäft nicht nur wortwörtlich ein schmutziges ist, sondern dass einige sehr gut daran verdienen und unlautere Mittel anwenden.

Ein gelungener Krimi, der neben einer einzigartigen Kulisse auch viel Informatives über die piemontesische Küche sowie rund um den Trüffel bietet. Im Anhang finden sich eine kleine Trüffelkunde sowie einige Rezepte rund um das weiße Gold. Auch die Lösung des Falls stellt die kriminalistische Seele zufrieden, so dass der Roman seinem Untertitel alle Ehre macht.

Eine unterhaltsame Urlaubslektüre, zu der ein Prosecco aus Valdobiadene oder ein Glas Dolcetto perfekt passen ;)

Vielen Dank dem Louisoder-Verlag, einer "Buchmanufaktur mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail" (410), für das Lese-Exemplar.