Mittwoch, 21. Oktober 2015

Lori Nelson Spielman: Morgen kommt ein neuer Himmel

Ein schöner Unterhaltungsroman darüber, wie wichtig es ist, die eigenen Lebensziele und Träume nicht zu verraten.




Als ich den Roman in Händen hielt, zögerte ich zunächst ihn mitzunehmen, da ich Nur einen Horizont entfernt als Hörbuch kenne und es nicht so überragend fand, da die Botschaft manchmal zu moralisch vermittelt wird und die Handlung teilweise vorhersehbar ist.

Aber als ich die Liste der Lebensziele, die sich die Protagonistin mit 14 Jahren gemacht hat, in der Buchinnenseite durchgelesen hatte, war meine Neugier geweckt. Vielleicht auch, weil einiges davon irgendwann einmal auf meiner persönlichen Liste gestanden hat.



Zum Inhalt
Die 34jährige Brett ist die Tochter von Elizabeth Bohlinger, die ein sehr erfolgreiches Naturkosmetikunternehmen aufgebaut hat und an Krebs gestorben ist. Während ihre beiden Söhne Joad und Jay Geld erben und ihre Schwiegertochter Cahterine als Unternehmenschefin von ihr im Testament ernannt wird, erhält Brett ein besonderes Erbe. Statt das Unternehmen zu leiten, muss sie innerhalb eines Jahres die 10 offen gebliebenen Lebensziele, die sie als 14jährige aufgeschrieben hatte, erreichen, um ihr Erbe antreten zu können. Ein von ihrer Mutter eingesetzter Nachlassverwalter, Brad Midar, soll sie dabei unterstützen. Jeweils beim Erreichen eines Lebenziels soll Brad ihr einen Brief vorlesen, in dem Elizabeth sich an Brett direkt wendet. Als zusäztliche Hürde hat sie außerdem verfügt, dass Brett maximal 30 Tage in ihrem Haus wohnen darf, über dessen Verkauf erst ein Jahr nach ihrem Tod entschieden werden darf.
Brett ist entsetzt und wütend über die Einmischung ihrer Mutter, mit der sie ein besonders inniges Verhältnis verbunden hat und die sie unendlich vermisst. Schließlich hat sie hat Freund, arbeitet in der Marketingabteilung der Kosmetikfirma und wollte eigentlich das Unternehmen leiten.
Nun muss sie aus ihrer Komfortzone hinaus und das fällt ihr alles andere als leicht. Ich will gar nicht mehr über den Inhalt verraten, da es unglaublich amüsant und rührend ist, mitzuerleben, wie ihr Leben umkrempelt und dabei auch das Geheimnis ihres Vaters löst.

Bewertung
Ein wirklich schöner Roman, der zumindest mich dazu gebracht hat, meine eigenen Lebenszielen in Gedanken wieder durchzugehen. Vieles fügt sich nur allzu gut zusammen, aber das stört nicht. Man könnte dem Roman auch vorwerfen, er sei zu rührselig, aber viel wichtiger ist, dass man die beschriebenen Emotionen wirklich nachvollziehen kann, z.B. Bretts Wut über die Anmaßung ihrer Mutter, ihr Leben bestimmen zu wollen. Als Mutter verstehe ich aber auch die Sorge Elizabeths, dass ihre Tochter den falschen Weg weiter geht und ihr Bemühen über den Tod hinaus, ihr helfen zu wollen. Sei es den richtigen Lebenspartner zu finden oder auch sich mit einer ehemals besten Freundin wieder auszusöhnen.
Lori Nelson Spielman gelingt es, dass man immer mit der Protagonistin "mitlebt", ob es das Wiedersehen mit ihrem Vater ist, die Auseinandersetzung mit schwierigen Schülern oder als sie das erste Mal Sanquitas Baby in den Armen hält. Auch bei Bretts verzweifeltem Wunsch, den perfekten Mann, den sie gefunden hat, wirklich lieben zu wollen, und bei ihren Gedanken, man müsse eben Kompromisse machen, fühlt man mit.
Wer hat sich nicht schon einmal die Frage gestellt, ob man in seinem Leben zu viele Kompromisse eingegangen ist?
Ein warmherziges Buch, dem man dann auch verzeiht, dass irgendwann offensichtlich ist, wer der Mann mit dem Burberry-Mantel ist, und dass am Ende trotz einiger Hürden und Fehlschläge alles so wunderbar zusammenpasst.

Buchdaten
Broschiert: 368 Seiten
Verlag: FISCHER Krüger
Erschienen am: 24. März 2014
ISBN: 978-3810513304
Originaltitel: The Life List