Mittwoch, 26. August 2015

Michael Böckler: Tod oder Reben

Ein Weinkrimi aus Südtirol

Genre: Krimi mit Lokalkolorit

"Theresa Steirowitz saß am späten Abend mit ihrer Hausangestellten Greta, die gleichzeitig ihre langjährige Vertraute war, in ihrem Haus in Obermais am runden Tisch im Erker und spielte Tiroler Alpen-Roulette. Sie hatten eine zweite Flasche Lagrein von Muri-Gries geöffnet, und Theresa hatte die Devise ausgegeben, dass diese in jedem Fall noch ausgetrunken werden müsse." (S.342)






Inhalt
Ermittler in diesem Weinkrimi ist der verschrobene Baron Emilio von Ritzfeld-Hechtenstein aus Rheinhessen, inzwischen mittellos, da sein Vater das seit Generationen betriebene Weingut heruntergewirtschaftet und sich daraufhin im Weinkeller erhangen hat. Seine Mutter ist kurz darauf an gebrochenem Herzen gestorben.
Nach mehreren Versuchen einem Beruf nachzugehen, ist er Privatdetektiv geworden und "haust" in den Büroräumen einer Münchner Vinothek, was seiner Liebe zum Wein entgegenkommt. Menschen gegenüber ist er eher vorsichtig und nicht an Freundschaften interessiert. Seine Markenzeichen ist ein vergoldeter Gehstock, da er leicht hinkt. Ein Leiden, das jedoch situativ verschwindet. Sein Motto ist: Durch Nichtstun ist alles getan, trotzdem muss er als Ermittler auch aktiv werden, was seiner Gesundheit - seiner Meinung nach - abträglich ist.


Aus Gefälligkeit und Geldnot nimmt er von Theresa Steirowitz, einer Freundin seiner verstorbenen Mutter, den Auftrag an, den mutmaßlichen Mörder ihres Sohnes Niki zu finden, der vor 10 Jahren in den Ötztaler Alpen am Fuße eines Berges tot aufgefunden wurde. Die Ermittlungen wurden eingestellt, da es keinen Hinweis auf eine Fremdeinwirkung gab.
Er residiert bei der Freundin Theresas, Phina Pernhofer, die ein biodynamisches Weingut betreibt und Niki ebenfalls gekannt hat. Ihre Familiengeschichte weist ebenfalls einen Verunglückten auf, da ihr Vater bei einem Traktorunfall ums Leben gekommen  ist.
Gleichzeitig mit der Ankunft Emilios in Südtirol wird der Bozener Kriminelle Marco nach 10 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen, der vor Nikis geheimnisvollem Tod gemeinsam mit diesem die Amico del Vino - einer Clique bestehend unter anderem aus dem Schönheitschirurg Prof. Dr. med. Falko Puttmenger und dem Privatier Ernst Steixner, die die Liebe zum Wein verbunden hat, erpresst hat.
Niki gehörte ebenfalls der Clique an und hat diese mit Weinen seiner Bozener Vinothek versorgt und sich die Geheimnisse der Einzelnen zunutze gemacht hat, damit er das Geld für einen eigenen Weinberg zusammenbekommt. Doch dann ist er ums Leben gekommen. Marco knüpft an die Erpressungen an und wendet sich erneut an Prof. Puttmenger sowie Ewald Steixer, die schließlich beide Emilio engagieren, um den Erpresser aus dem Verkehr zu ziehen.
Nach einigen Irrwegen gelingt es Emilio alle Aufträge zur Zufriedenheit auszuführen.


Bewertung
Der Kriminalfall selbst ist meines Erachtens nur mittelmäßig. Der Leser/ Die Leserin wird zwar gemeinsam mit Emilio auf eine falsche Fährte gelockt, die Wahrheit drängt sich danach aber förmlich auf. Die einzelnen Ermittlungsstadien werden immer wieder von Emilio reflektiert, das ist dann manchmal zu viel an Erklärungen.

Absolut empfehlenswert ist der Krimi aber für die Liebhaber des Südtiroler Weins, da nebenbei unglaublich viele Informationen über die Rebsorten, den Anbau, die einzelnen Kellereigenossenschaften sowie die besten Weine Südtirols gegeben werden (teilweise etwas belehrend :) ). Hinzu kommen konkrete Gastronomietipps und wer sich in Südtirol auskennt, für den ist dieser Krimi ein echtes Aha-Erlebnis, denn der Autor hat vor Ort sorgfältig recherchiert und mit liebevollen Details seinen Krimi gewürzt. Davon zeugt auch der ausführliche Anhang, der sogar mit Adressen aufwartet und fast einem kleinen kulinarischen Reiseführer gleicht.

Der Autor selbst bezeichnet seine "Kriminalromane als (kulinarische) Reise- und Weinführer".
www.michael-boeckler.de

Buchdaten 
Taschenbuch: 432 Seiten 
Verlag: rororo
Erschienen am: 1. Oktober 2012 
ISBN: 978-3499258657