Samstag, 22. August 2015

Stefan Bachmann: Die Seltsamen

- ein unglaublicher Debütroman eins 16-Jährigen

                                                    Bild: Laetitia Sauer (Orginialcover)
Inhalt
Der Fantasyroman wird dem sogenannten Steampunk-Fantasy zugerechnet, ein Genre, bei dem futuristische technische Maschinen mit dem England des viktorianischen Zeitalters verknüpft werden.
Eine besondere Rolle spielt - wie der Begriff schon offenlegt - die Dampfmaschine.
Der Roman passt insofern in diese Kategorie, da er in der entsprechenden Zeit spielt und Qualm eine entscheidende Rolle spielt. Die futuristischen Elemente sind Feenautomaten, feinmechanische Instrumente wie z.B. ein mechanischer Vogel, der Botschaften überbringt.



So wie der Titel, so seltsam mutet auch der Beginn dieser Fantasygeschichte an.
Im Prolog wird geschildert, wie vor unbestimmter Zeit Federn vom Himmel fielen und plötzlich die Stadt Bath in England verschwand, dabei öffnete sich das Portal zur Feenwelt, so dass diese aus der alten Welt nach England gelangten. Aufgrund der Magie, die die Feen gebrauchten, wurden sie von der Armee im sogenannten Heiteren Krieg bekämpft und schließlich bezwungen. Jede fünf Minuten läutet eine Glocke in England, was die magischen Fähigkeiten der Feen eingeschränkt, ebenso wie Eisen und permanter Qualm. Die Engländer leben nun gemeinsam mit den von ihnen unterdrückten Feen.
Anstelle der alten Stadt, entstand New Bath - die Feenstadt, das Portal zur Feenwelt hat sich jedoch wieder verschlossen.

Die eigentliche Geschichte beginnt mit Bartholomew Kettle, einem Seltsamen. So werden Mischlingen aus einer Ehe zwischen Feen und Menschen bezeichnet, in seinem Fall ist seine Mutter ein Mensch, während sein Vater, der die Familie verlassen hat, ein sogenannter Sídhe, ein Hochelf ist. Seine Schwester Hettie ist offensichtlich eine Seltsame, wachsen ihr doch Äste statt Haare aus dem Kopf. Die Seltsamen haben keinerlei Rechte und werden sowohl von den Menschen als auch den Feen verachtet, so dass sich Bartholomew und seine Schwester nur im Haus aufhalten dürfen.
Der Junge beobachtet vom Dachboden aus eine in lila Samt gekleidete Dame, die den Nachbarsjungen mitnimmt, der ebenfalls ein Mischling ist. Dabei sieht er, wie auf dem Hinterkopf der Dame eine Fratze erscheint, die ihn anschaut.
Seine Neugierde zwingt ihn zu dem Nachbarshaus zu gehen, dabei entdeckt er einen seltsamen Kreis, in den er unvorsichtigerweise hineintritt. Inmitten von schlagenden Flügeln gerät er an einen anderen Ort, in ein Arbeitszimmer, aus dem er kurz vor seiner Entdeckung noch rechtzeitig fliehen kann. Als er zurückkehrt, ist seine Haut von seltsamen Zeichen bedeckt, die er nicht deuten kann und die nicht mehr verschwinden.

Der andere Protagonist ist Arthur Jelliby, ein Parlamentsabgeordneter, der einer Versammlung beiwohnt, in der berichtet wird, dass bereits 9 Mischlingskinder tot aufgefunden wurden, innen waren sie hohl.
Zufällig belauscht er versteckt in einem Schrank ein Gespräch zwischen dem Justizminister Mr. Lickerish, einem Hochelfen, und der Dame in Violett, in dem deutlich wird, dass Mr. Lickerish mit dem Verschwinden der Kinder zu tun hat. Seltsamerweise verrät die Dame, die ihn in seinem Versteck bemerkt, nicht, sondern bittet ihn lautlos um Hilfe. Mr. Jelliby sieht, wie Mr. Lickerish einen mechanischen Vogel aus dem Zimmer entlässt und es gelingt ihm, diesen später abzufangen.
Nachdem er den Erbauer ausfindig gemacht hat und ihn besticht, erfährt er, wohin Mr. Lickerish verschiedene Vögel versandt hat. So gerät er zunächst nach New Bath, wobei er Bartholomew begegnet, der einen Feengeist verfolgt, der seine Schwester entführt hat.

Gemeinsam versuchen sie Hettie zu retten und erleben dabei Wundersames. Viel mehr möchte ich hier gar nicht verraten, nur dass die Geschichte wirklich fantastisch und sehr spannend ist.

Bewertung
Interessanterweise sind weder die Gestalten in dem Fantasyroman neu - Gnome, Feen, Kobolde sowie futuristische, mechanische Automaten noch sind die Ideen - wie eine eigene Welt der Feen mit ihrem verschlossenen Portal (das erinnert mich z.B. an Spiegelkind von Alina Bronsky) originär, aber die Komposition der einzelnen Elemente ist unglaublich gelungen und einzigartig. Es ist eine seltsam anmutende Welt, die einen sofort in ihren Bann schlägt und auch die Hauptfiguren sind in ihrer Gegensätzlichkeit und v.a. wegen ihrer offensichtlichen Schwächen Sympathieträger, mit denen man mitfiebert.
Das offene Ende macht neugierig und glücklicherweise gibt es ja eine Fortsetzung:

Die Wedernoch (Amazon)

Buchdaten:
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Diogenes
Erschienen am: 26. Februar 2014
ISBN: 978-3257068887
Originaltitel: The Peculiar

Die Seltsamen (Amazon)