Samstag, 22. Dezember 2018

Leserückblick - 2018

Wenn ich das letzte Lesejahr Revue passieren lasse, fällt mir auf, dass ich viele eingeschlagene Lesepfade weitergegangen bin,
- indem ich der Gegenwartsliteratur, amerikanischen Autoren, Klassikern, der Literatur gegen das Vergessen, den Krimis und der Kinder- und Jugendliteratur treu geblieben bin,
- indem ich an Leserunden auf whatchaReadin, für die ich gern mehr Zeit hätte, teilgenommen habe,
- indem ich einmal im Monat mit Mira gemeinsam ein Buch gelesen und mit ihr die Frankfurter Buchmesse besucht habe,
- indem ich ab und zu mit Sabine gemeinsam gelesen oder einen Roman habe,

aber auch einige neue Wege eingeschlagen habe,
- da sich mein Lese-Schwerpunkt tendenziell in Richtung zeitgenössische,
anspruchsvolle, sogar experimentelle Literatur verschoben hat,
- da ich seit Juni Mitglied eines Lesekreises bin, der in der "Bücherhütte" Wadern stattfindet,
- da ich inzwischen auch auf dem E-Reader lese, ein Medium, dem ich mich lange verweigert habe, es inzwischen aber schätze.

Meine Highlights

Gegenwartsliteratur

"Leinsee" von Anne Reinecke habe ich im Rahmen einer Leserunde auf whatchaReadin gelesen, in der man auch Fragen an die sympathische Autorin stellen konnte. Ein Künstlerroman, in dem Farben eine besondere Rolle spielen, ebenso wie die Beziehung eines jungen Mädchens zu einem Mann, der auf der Suche nach seiner Identität ist und sich von der Dominanz seiner Künstler-Eltern befreien muss.

Auch in "Dunkelgrün fast schwarz" von Mareike Fallwickl, eine psychologische Dreiecks-Geschichte, spielen Farben eine besondere Rolle, da einer der Protagonisten Synästhetiker ist. Der Roman hat in unserem Lesekreis für intensive Diskussionen gesorgt und uns so einen guten Einstieg beschert. Er durchleuchtet die einzelnen Figuren ebenso wie "Kleine Feuer überall", eine Familiengeschichte, in der ein Unglück geschieht, das sukzessive aufgedeckt wird. Meisterhaft erzählt wie der erste Roman der Autorin: "Was ich euch nicht erzählte".

Klassische Amerikanische Autoren
- leider muss ich in diesem Fall die weibliche Form weglassen, da es tatsächlich nur Romane von Männern sind, die inzwischen schon als moderne Klassiker gelten, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Das muss sich im nächsten Jahr ändern!

Zu einem meiner Lieblingsautoren ist John Irving avanciert, von dem ich in diesem Jahr gleich zwei dicke Wälzer gestemmt habe: "Zirkuskind" und "Bis ich dich finde".
"Das wilde Kind" von T.C. Boyle hat den negativen Eindruck, den "Wassermusik" hinterlassen hat, weggefegt, so dass auch im Jahr 2019 ein Roman dieses Autors dabei sein wird: "America" liegt schon bereit.
In dieser Reihe darf Paul Auster nicht fehlen, in dessen erster, noch sehr experimenteller Erzählung, "Stadt aus Glas" ich versucht habe, einen Sinn zu finden.



Deutsche Autorinnen

wie Juli Zeh, Monika Maron, Judith Hermann sowie die Deutsche Buchpreisgewinnerin Inger-Maria Mahlke und die deutsch schreibende Nino Haratischwili standen als Gegengewicht zu den amerikanischen Autoren in diesem Jahr auch auf meiner Leseliste.
Am meisten beeindruckt hat mich die Novelle "Neujahr" von Juli Zeh, die ich gemeinsam mit Mira gelesen habe und die von einem jungen Vater erzählt, der in Lanzarote mit einem Kindheitstrauma konfrontiert wird. Demnächst nehmen wir uns "Unter Leuten" vor, darauf freue ich mich schon.

Man Booker Prize
In unregelmäßigen Abständen widmen wir uns auf whatchaReadin einem Preisträger des wichtigsten britischen Literaturpreises. Der experimentelle Roman "Lincoln im Bardo" stand dieses Jahr auf dem Programm. 

Im amerikanischen Bürgerkrieg, in der Nacht vom 20. Februar 1862, stirbt Abraham Lincolns 11-jähriger Sohn Willie, den er über alles geliebt hat. Lincoln soll nach der Beerdigung zum Friedhof zurückgekehrt sein, um seinen Sohn ein letztes Mal in den Armen zu halten. Während der Vater trauert, wird seine Kriegsführung kritisiert und man unterstellt ihm mangelnde Führung. Auf beiden Seiten sind hohe Verluste zu verzeichnen, daher lässt Saunders Lincoln auf dem Friedhof über den Sinn dieses Krieges reflektieren.
Die historischen Gegebenheiten sind aus zeitgenössischen Quellen, fiktiven und realen, montiert, die sich wie ein Fließtext lesen lassen - trotz der Quellenangaben.

Ein Roman, der wirklich außergewöhnlich ist und mich absolut fasziniert hat.


Eine Hommage an das Lesen ist der wunderbare Roman "Deine Juliet" von Mary Ann Shaffer und Annie Barrows, eine Empfehlung meiner Buchhändlerin. Im Brief - und Liebesroman, der kurz nach dem 2.Weltkrieg auf der Insel Guernsey spielt, steht neben der Protagonistin Juliet die Mitglieder des "Clubs der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf im Mittelpunkt. 

Eine "Verbeugung vor der Literatur", dem Lesen und den Buchhändler*innen, was würden wir nur ohne euch machen!